Landesverband der Film-Autoren Baden-Württemberg e.V.

89. Landesfilmfestival 2024

Seminar des Landesverbands – Musik im Film

Ist die Verwendung von Musik in Filmen – insbesondere in Reportagen – nur schmückendes Beiwerk? Soll die Musik manchmal auch filmische oder tonmäßige Schwächen kaschieren? Die Aussagen der Referentin Antje Müller bringen es auf einen Nenner: „Musik ist mehr – Musik bringt die filmische Erzählung weiter“. 
Über 60 Teilnehmer kamen zum Seminar des Landesverbandes nach Kornwestheim bei Stuttgart, wieder bestens versorgt vom bewährten Team des örtlichen Filmclubs.

Referentin Antje Müller – Redakteurin beim SWR für die Sendereihe Treffpunkt – hatte nicht nur theoretische Sätze im Gepäck, sondern vielfältige Beispiele aus ihrer eigenen professionellen Arbeit, unterstützt durch Filme von Teilnehmern und Musik, die uns Amateuren zur Verfügung stehen. Eine beispielhafte eigens komponierte Musik kam dann von einem Teilnehmer.

Das Auditorium arbeitete begeistert mit. Antje Müller blieb keine Antwort schuldig. Für jeden war das Seminar somit eine wirkliche Bereicherung.

Gleich zu Beginn stellte die Referentin fest, dass Musik eine Geschmacksache ist und sie verweist auf das Problem, dass bekannte Musikstücke – sei es aus dem klassischen Bereich oder der leichten Musik – einen speziellen Erkennungswert mit sich bringen, sei es Landschaft oder bestimmte Charaktere. Hierbei muss man besonders aufpassen, damit der Film nicht eine ungewollte andere Wendung nimmt. Dies trifft häufig auf klassische Musik zu, so dass die Referentin sehr ungern klassische Musik einsetzt. Besonders deutlich wurde die Klassik bei einem Film aus den Reihen der Teilnehmer über Norwegen, wobei sich das Auditorium im Klaren war, dass Peer Gynt am besten passte. Beispielhaft unterlegte die Referentin auch andere Musikstücke aus der Konserve, um zu zeigen, dass man für die richtige Auswahl immer Bild und Musik zusammen betrachten muss.

Zuviel kann auch bei Musikeinsätzen übertrieben wirken, also nicht durchgängig Musik verwenden, sondern auch O-Töne, der Zuschauer muss auch einmal durchschnaufen können. Das Ende eines Musikstückes setzt häufig einen Schlusspunkt, also mit dem Ende einer Sequenz auslaufen lassen. Stilmittel kann sein, vor dem Szenenende oder danach mit der Musik zu enden. Die Referentin zieht in Erwägung, dass man wegen der Dynamik oder den Zäsuren eines Musikstücks die Szenen gegebenenfalls umschneiden muss. Das gleiche Musikstück lässt sich durchaus mehrfach in einem Film verwenden, dann ergibt sich ein Erkennungsmerkmal, in solchen Fällen sollte man möglichst auf unterschiedliche Instrumentierungen achten, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Für Antje Müller ist die Musik, ebenso wie das Bild, ein tragendes Element in der filmischen Erzählweise. Abschließend meint die Referentin noch: „Es gibt Regeln und die sind dazu da, gebrochen zu werden; seien Sie ruhig mutig!“

Die vielfältigen Tips nahmen die Zuhörer des Seminars gerne von einem Profi auf. Fast alle Filmbeispiele können über das Programm MediathekView abgerufen werden.

Werner Rothenöder

Beitrag veröffentlicht

in

von