83. Landesfilmfestival 2018 in Dettingen/Teck
Gemeinsame Leidenschaft beschworen
Der jung-dynamische Präsident und der gestandene Landesvorsitzende sind sich einig: „Filmen macht Spaß!“ Marcus Siebler, zum 83. Landesfilmfestival nach Dettingen gekommen, und Walter Reichhart verbreiten Optimismus – auch wenn die Zeiten ungewiss sind. Aber die Frage, ob Filmamateure noch eine Zukunft haben oder wir nicht schon längst auf dem absterbenden Ast sitzen, wird von den Verbandsoberen erst gar nicht thematisiert. Es ist Filmfestival und da sollte man sich über das freuen, was geschaffen worden ist. Recht haben die beiden, getan werden muss dennoch etwas. Und auch da sind sich BDFA-Präsident und „Landesfürst“ einig: Nicht resignieren, sondern agieren und möglichst viele mit ins Boot holen. Nicht nur die Jungen, sondern auch das mittlere Alter als „Brückenbauer“ zwischen den Generationen. All dies unter dem Credo „Filmen macht Spaß!“
Davon möglichst viele zu überzeugen, bedarf einiger Anstrengung – auch auf Clubebene. Walter Reichhart ermuntert dazu und verweist darauf, dass man gerade als Amateur seine Ideen ohne die Einmischung kommerzieller Auftraggeber verwirklichen könne. Der Landesverbandsvorsitzende möchte „vom reinen Wettbewerbsgedanken wegkommen, die Freude am Filmen vermitteln“. Es lohne sich auf jeden Fall, auch die mit Fotokameras und Handys aufgezeichneten Clips in „handwerklich ordentlich gemachten Filmen“ für die Zukunft nachhaltig zu bewahren“. Die Filmclubs würden dafür gerne Hilfe und Austausch anbieten.
Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wurde auch von Marcus Siebler beschworen. Zugleich vermittelte er aus der Mitgliederversammlung die Einsicht, dass strukturelle Veränderungen noch besser kommuniziert werden müssten. Der Präsident des BDFA sieht den Landesverband Baden-Württemberg sehr gut aufgestellt, auch auf Grund so vieler engagierter Mitglieder. Diese erinnert er „an das Wichtigste: Lasst uns Spaß haben und unsere gemeinsame Leidenschaft des Filmens genießen“.
Filmen ist Stress, mag sich in diesem Moment so mancher Filmschaffende gedacht haben, es war ja immerhin Landeswettbewerb. Und ja, man weiß es: Ein guter Film muss die Zuschauer hineinziehen in das Geschehen und sie erst gar nicht auf den Gedanken kommen lassen, welche Arbeit dahinter steckt. So einfach ist das und doch so schwer. Ziemlich ähnlich verhält es sich mit dem Ausrichten eines Landesfilmfestivals. Die Besucher müssen sich nur wohl fühlen, von den gezeigten Filmen berühren lassen und nach Möglichkeit von der Jury auch mal andere Sichtweisen aufgezeigt bekommen.
Das Fazit des 83. Landesfilmfestivals könnte so lauten. Zumindest lassen die vielen positiven Rückmeldungen darauf schließen. Und Lokalkolorit war auch dabei: „Filmtage unter der Teck“, zum siebenten Mal im Vier-Jahres-Rhythmus unter diesem Motto ausgerichtet vom Film Club Teck. Die Schloßberghalle in Dettingen bot wieder einmal den idealen Rahmen dafür. Beim FCT-Team mit seinem Clubleiter Helmut Kohlhammer griff ein Rädchen ins andere, um nicht nur die Schloßberghalle in einen Kino-Festsaal zu verwandeln, sondern auch an den zwei darauf folgenden Tagen für Gastfreundschaft, Wohlfühlatmosphäre, Verpflegung und Abendunterhaltung – ein filmischer Querschnitt durch alle bis dahin erlebten Filmtage unter der Teck – zu sorgen.
37 Filme hatten den Sprung auf die Landesebene geschafft. Schon das war Lohn für viel Arbeit, die man einem Film aber bekanntlich nicht ansehen darf. Spannung herrschte dennoch an dem erfreulich gut besuchten Festival: Was ist zu sehen und wie wird es bewertet? Dazu musste es natürlich erst einmal „Film ab“ heißen und das Zeichen dafür gab Lutz Schulze in mehrfacher Funktion: Jury-Beauftragter des Landes, stellvertretender FCT-Clubleiter und humorvoller Moderator des Festivals. Lustiges, Ernstes, Aufwühlendes, Berührendes, Verwirrendes, Besinnliches, Mutiges, Kritisches und ganz viel Kreatives beherrschte an den beiden Wettbewerbstagen die Leinwand. Wer nicht dabei war, hat viel versäumt. Auch die öffentliche Jury-Diskussion unter Leitung von Eva Schulmeyer aus Ludwigsburg. Sie hakte nach und wusste unterschiedliche Sichtweisen auszuloten bei ihrer durchaus meinungsfreudigen Jury, bestehend aus Iris Lindemann (Viersen), Dr. Volker Bürkle (Dürnau), Professor Dr. Fritz Dannenmann (Lichtenstein), Manfred Hirth (Esslingen) und Klaus Menzer (Winnenden).
Sie alle hatten keine leichte Aufgabe. Wofür die Autoren lange Zeit hart gearbeitet haben, musste von der Jury innerhalb kürzester Zeit analysiert und bewertet werden. Respekt vor dieser Leistung. Aber auch vor der Arbeit der Autoren. Dass es gleich siebenmal einen Ersten Preis gab und satte 21mal einen Zweiten Preis, wertete Walter Reichhart als Beweis für ein hohes Wettbewerbsniveau, andere mögen es als etwas inflationär empfunden haben. Dafür muss dann schon strenger vorgegangen werden bei der Entscheidung, welcher Film letztendlich auf Bundesebene zu sehen sein wird. Das stellt das Auswahlgremium vor die schwierige Aufgabe, das vorgegebene Zeitkontingent einzuhalten. Eine Entscheidung, die Zeit erfordert und deshalb gab es am Ende der „Filmtage unter der Teck“ ganz aktuell auch nur die öffentliche Jury-Abstimmung über die Preisverteilung und die Vergabe der Sonderpreise.
Noch unbeantwortet blieb die Frage, welcher Film eine Stufe höher klettert und sich dem Bundeswettbewerb stellen darf. Der berühmt-berüchtigte Spannungsbogen wurde also gehalten. Am Ende der beiden Filmtage unter der Teck gab es noch ein großes Dankeschön für den Film Club Teck, ausgesprochen vom Landesvorsitzenden, aber auch von vielen Festivalbesuchern. Für Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann darf es in vier Jahren ruhig eine Neuauflage geben, aber darüber muss man beim FCT mit Sicherheit erst einmal intensiv nachdenken.
Barbara Ibsch
Unser 84. LANDESFILMFESTIVAL findet
am 16. + 17. März 2019 in Waiblingen statt.
Ausrichter: Filmclub Waiblingen e.V.
Kontakt: hippold@fc-w.de