Schöner hätte das Wetter am 9. Februar 2025 gar nicht sein können. Dennoch zog es, wie viele Jahre zuvor, mehr als 150 Filmbegeisterte in das zentral gelegene Universum Kino nach Karlsruhe, anstatt einen Morgenspaziergang zu unternehmen – und sie wurden nicht enttäuscht.
Der Karlsruher Film- und Videoclub hatte zu einer Matinée eingeladen, übrigens schon zum 14. Mal. Auf einer 12 m breiten Leinwand wirken die filmischen Ergebnisse noch um einiges überzeugender, von der guten Tonqualität ganz zu schweigen.
Monika Fürst begrüßte in Vertretung der 1. Vorsitzenden Doris von Restorff die Anwesenden und betonte die Vielfalt des Vereinsschaffens. Zehn Filme aus unterschiedlichen Weltgegenden werden uns erwarten, wobei auch lokale Ereignisse in den Fokus gerückt worden seien. Dirk Pel hatte wie immer die Streifen aneinandergefügt, sehenswerte Übergänge erzeugt und alles mit dem Kinoformat versehen.
Nomadische Volksgruppen
Ein sehr eindrucksvoller Start war der Film von Doris und Cord von Restorff mit dem Titel „Kein Zuhause – Tschad“. Hier wurden das Leben und Überleben von nomadischen Volksgruppen im Tschad abgelichtet, die seit Urzeiten auf der Wanderschaft sind und die zivilisatorischen Bequemlichkeiten sesshafter Bevölkerungsgruppen nicht kennen. Die Wanderungen mit Sack und Pack, die mitgeführten Tiere und die zu Fuß oder auf Tragtieren bewegten Clanmitglieder wurden eindrucksvoll gezeigt.
Trolle und Fjorde

Rainer Mayer berichtete in seinem Film „Im Land der Trolle und Fjorde“ von einer Reise, die er und seine Frau in Südnorwegen unternommen hatten. Die landschaftliche Schönheit, die Attraktionen der Städte, z.B. Bergen und Ålesund, sowie einige Stabkirchen wurden uns vorgestellt und musikalisch begleitet.
(Foto: Rainer Mayer)
Die Kupferschmiede
„Topfschlagen“ bekannt als beliebte Tätigkeit bei Kindergeburtstagen, hatte aber George Kleinert nicht gemeint, als er einen Film im Bazar von Isfahan drehte und natürlich hier zeigte. Es ging um das Treiben, Schmieden und Ziselieren von Kupfertöpfen. Auch akustisch wurden wir Zeugen der anstrengenden Tätigkeiten der teils betagten Kupferschmiede.
Baumstämme für Amsterdam
Helmut Henzler machte uns mit seinem Film „Die Gernsbacher Murgflößer“ mit der jahrhundertealten Tätigkeit der Flößer bekannt, die die Schwarzwälder Baumstämme zum Teil bis nach Amsterdam flößten. Geschichtliches, aber auch das aktuelle Vereinsgeschehen der Flößer wurde unter die Lupe genommen, auch aus der Drohnenperspektive.
Graffitis in Berlin
„Berliner Luft“ ein bekannter Gassenhauer, den Paul Lincke 1904 geschrieben hat, war die Hintergrundmusik für einen Film von Ralf Menge. Er hat einen Streifzug durch einige Gassen in der Nähe der Hackeschen Höfe in Berlin Mitte gemacht und dabei die dortigen Graffitis ausführlich abgelichtet. Klasse Idee.
Portrait eines Spätimpressionisten
Jörg Koehler zeigte Bilder aus Paris, die er aber nicht in Form eines Reiseberichts ausgearbeitet hatte, sondern als Porträt des Spätimpressionisten Eduard Cortès inszenierte. Der Film „Ausbruch des Lichts“ zeigt die Sehenswürdigkeiten von Paris als Bilder des Malers und die zeitgenössischen, bewegten Originale.
(Foto: Jörg Koehler)

Technik des Papiermachens
„In der Toskana unterwegs“ waren Gabi und Jürgen Kumm. Ihr Hauptaugenmerk lag bei dieser Reise nicht nur bei der sehenswerten Landschaft, sondern auf der Technik der Papiermacherei. Neben einem Ausflug in die Geschichte des Papiermachens sahen wir auch an einem Beispiel, wie Papier hergestellt wird.
Für Freunde der islamischen Kunst
Doris und Cord von Restorff entführten uns danach mit dem Film „In Herzen eines alten Reiches“ in den Iran. Höhepunkte sind auf solch einer Reise natürlich die Gärten, die als Abbild des Paradieses gelten und die fantastischen Kachelarbeiten, die auf die Zeit von Schah Abbas zurückgehen und die großen Moscheen schmücken. Ein Leckerbissen für die Freunde der islamischen Kunst.
Museumsstücke
„Ein Museum erfindet sich neu“ war ein Beitrag von Eleonore Güntzel, die dafür eigenes Filmmaterial und das von drei Clubmitgliedern verarbeitet hat. Wir wurden Zeugen des Umzugs zahlreicher Museumsstücke aus dem Rheinhafen in ein neues Gebäude in Karlsruhe-Knielingen. Besonders aufwändig war natürlich der Transport des originalen Steuerhauses eines abgewrackten Rheinschiffs.
Frösteln im warmen Kinosessel

Das Filmprogramm endete mit dem Film von Dirk Pel „Winter in Lappland“. Wir fröstelten in unseren warmen Kinosesseln, als wir die zugefrorene Ostsee von Bord der Hanseatic sahen und erst recht, als wir Zeugen einer Hundeschlittenfahrt in Lappland wurden. Ein sehenswerter Reisebericht, den der Autor mit seinem Enkel nach Finnland unternommen hatte.
(Foto: Dirk Pel)
Nach fast zwei Stunden, mit sehr eindrucksvollen Filmen und ausführlichem Applaus, wurden wir in die frische Winterluft entlassen. Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, mit wieviel Liebe und Können die Amateurfilmer und Amateurfilmerinnen ihre Umwelt begleiten, interpretieren und ablichten.
Jörg Koehler
Karlsruher Film- und Videoclub