Filmschau 2023 in Ludwigsburg
Die Konkurrenz war stark: das stürmische und nasskalte Novemberwetter hatte manchen abgehalten, sich auf den Weg zu machen. Trotzdem fanden sich am Samstag abend noch etwa 60 Zuschauer im Kino Central am Arsenalplatz in Ludwigsburg ein; am Sonntag waren es immerhin noch 40 Zuschauer, trotz des recht früh angesetzten Beginns der Filmschau um 9.30 Uhr.
Vor dem Verstauben bewahren
Präsentiert wurde ein breitgefächertes Programm der Filmschaffendem aus dem Ländle – Dokumentarfilme, Reisereportagen, historische und aktuelle Zeitzeugenberichte, Filme aus der Natur, von Hobbies, von der Heimat. Der 1. Vorsitzende des Landesverbands, Walter Reichhart, erläuterte das zugrundeliegende Konzept: „Wir wollen hier Filme ohne Wettbewerbsdruck zeigen. Auf großer Kinoleinwand genießen wir die Videos von Vereinskollegen!“ Und tatsächlich waren etliche Schmankerl dabei, die nach Reichhart „zu schade sind, um vergessen zu werden! Sie würden sonst nur auf einer Festplatte in der Schublade liegenbleiben und verstauben!“
Die Autoren kamen zu Wort
Die Autoren hatten nach der Vorführung ihrer Werke jeweils die Gelegenheit, einige Minuten über ihren Film zu erzählen: Wie sind sie auf die Idee gekommen? Was sind die Besonderheiten bei den Aufnahmen? Woher nehmen sie ihre Motivation?
Manche Anekdote brachte auch die Zuschauer zum Schmunzeln. Karl-Heinz Fischer erläuterte, warum seine Gruppe bei ihrer Expedition zum Everest die Kartoffeln lieber selbst schälte. Helmut Krämer berichtete, wie bei einer Rundfahrt auf dem Bodensee bei Pasta mit Sauce völlig ungeplant ein Film entstand. Frank Melchert erzählte, warum die Art des Bekreuzigens eine religiöse Gemeinschaft entzweit hat. Nachdenkliches, Berührendes, Faszinierendes war zu sehen; spektakuläre Aufnahmen, rasante Schnitte, viele Wow-Effekte, interessante Darstellungen komplexer Zusammenhänge wurden gezeigt, manch neugieriger Blick hinter die Kulissen wurde den Zuschauern ermöglicht.
Die Zuschauer staunten über die Geduld beim Filmen von Blattläusen, bei Walbeobachtungen in der Walker-Bay in Südafrika und über die zeitintensive Recherche über einen Künstler. Zutiefst berührend war auch der Beitrag über eine Musikgruppe, die „Inklusion lebt“, sowie das Video über das private und freizeitliche Leben einer Frau mit contergan-geschädigtem Körper. Beide Werke sind nah dran an den Protagonisten, aber nicht voyeuristisch.
„Wo wir sind, da ist vorne!“
„Wo wir sind, da ist vorne! Wir kommen an Stellen, an die man sonst nicht hinkommt!“ fasste Filmautor Volker Drittel sein Werk zusammen. Mit seiner Reportage berichtete er von Schiffsmodellbauern, die ihre großen Vorbilder bis ins Detail maßstabsgetreu nachahmen. Das gleiche Fazit galt auch der Frage, wie die Musik auf die Schallplatte kommt, oder wie aus der Buche im Schwarzwald ein Bretterstapel wird, bereit zur Verschiffung nach China.
Mancher Autor zeigte überraschend noch weitere Talente, sei es als Zeichner der wunderbaren Hegau-Landschaften, sei es beim Anfertigen von Holzschnitten oder beim Komponieren der passenden Musik für den eigenen Film.
Rückblick auf das Filmprogramm
Waltraut Kruse
Landesverband der Film-Autoren
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fotos: Reza Shakory